Die Ausstellung
Für das Dokumentationszentrum Glanzstoff wurde die umfassende Sammlung von Fotografien, Grafiken, Filmen, Gemälden, Objekten, Kleidung, Bauplänen sowie die Firmenbibliothek aufbereitet. Ausgewählte Stücke werden in dem vom Förderverein renovierten 125 Jahre alten ehemaligen Produktions- und späteren Verwaltungsgebäude präsentiert. Produkte und Arbeitsprozesse, vor allem aber die daran beteiligten Menschen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Glanzstoff bot nicht nur Arbeit, sondern prägte durch moderne Siedlungen und Vereine auch den Alltag und die Kultur der Mitarbeiter*innen und der Region.
Glanzpunkte der Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Das Dokumentationszentrum informiert über die Epochen der Unternehmens-, Sozial-, Alltags- und Kulturgeschichte der „Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG“, des Industriestandortes Oberbruch sowie der Region Heinsberg. Glanzstoff bot nicht nur Arbeit, sondern prägte durch den Bau moderner Siedlungen und die Gründung von Vereinen auch den Alltag und die Kultur der Menschen, die im Werk arbeiteten und in seiner Umgebung lebten. Bereits ab 1893 waren auch Frauen in der Produktion, den Sozialeinrichtungen und der Verwaltung beschäftigt und haben die Entwicklung von Unternehmen und Region entscheidend mitgestaltet.
Ort des Austausches
Die Besucher*innen werden nach Ankunft zunächst filmisch per „Zeitreisen“ über die Unternehmensgeschichte und das parallele Zeitgeschehen informiert. Während ältere Generationen diesen Werdegang noch teilweise miterlebt haben oder aus Erzählungen in der Familie bekannt sind, lernen Jugendliche diese Geschichte im Dokumentationszentrum Glanzstoff erst kennen. Darauf basierend gewinnen sie ein besseres Verständnis für die aktuelle wirtschaftliche Situation und globale Zusammenhänge und können diese Erkenntnisse in die Gestaltung ihrer persönlichen Zukunft einbeziehen.
Einzigartige Sammlung
Die Räumlichkeiten an der Boos-Fremery-Straße 62, insgesamt 460 Quadratmeter, stellt der Betreiber der ehemaligen Glanzstoff-Infrastruktur, die Veolia Industriepark Deutschland GmbH, dem Verein unentgeltlich zur Verfügung. Die Räume wurden nicht nur modernisiert, sondern erhaltenswerte Substanzen und Strukturen des 125 Jahre alten Gebäudes in die Gestaltung einbezogen. Diese Elemente, wie beispielsweise Stützbalken an der Decke, verweisen auf die ehemalige Funktion der Räume. Wie schon bei den in Kooperation mit dem BEGAS HAUS durchgeführten gleichnamigen und äußerst erfolgreichen Ausstellungen stehen die „Menschen bei Glanzstoff“ im Dokumentationszentrum Glanzstoff im Mittelpunkt und bieten Identifikationspotential. Die engen Beziehungen und Verbindungen zwischen einem bedeutenden Industriebetrieb und der regionalen Gesellschaft werden so verdeutlicht.
Ausgangspunkt Erfindergeist
Glanzstoff hat seine Wurzeln in Oberbruch und wuchs von dort aus zu einem europäischen Unternehmen heran. Dr. Max Fremery und Johann Urban leisteten mit der erfindungsreichen Produktion von Kunstfasern bahnbrechende Pionierarbeit im Aufbau dieser Branche. Der Standort Oberbruch beschäftigte in der weiteren Entwicklung mit Chemiefasern auf seinem Höhepunkt dort über 7.000 Menschen und war einer der wichtigsten industriellen Arbeit- und Impulsgeber in der gesamten Region. Der Glanzstoff-Konzern machte in den 1970er Jahren einen Umsatz von umgerechnet ca. einer Milliarde Euro und war weltweiter Marktführer bei der Herstellung von Chemiefasern und deren Folgeprodukten. Die Produkte beeinflussten vor allem die Damenmode des 20. Jahrhunderts. Daher sind eigens angefertigte Kleider und die als Vorlage dienenden Modezeichnungen auch ein Highlight der Ausstellung.